gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial

gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial
gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial,
 
die Produktionsleistung, die von einer Volkswirtschaft in einer Periode erbracht werden kann. Das Produktionspotenzial hängt ab von 1) Menge und Qualität der verfügbaren Produktionsfaktoren, 2) den bei der Erzeugung der verschiedenen Produkte nutzbaren technischen Kombinationsmöglichkeiten der Produktionsfaktoren und 3) der Wirtschaftsstruktur. Unter dem Produktionspotenzial wird nicht das Produktionsergebnis verstanden, das kurzfristig bei maximaler Auslastung der Produktionsfaktoren und damit auch der Kapazität möglich wäre. Vielmehr kommt nur das Produktionsvolumen in Betracht, das unter normalen Arbeitsbedingungen möglich erscheint. Entsprechend seinen Bestimmungsfaktoren hängt die Veränderung des Produktionspotenzials primär von der Veränderung des Bestandes an Kapital und Arbeitskräften, von Arbeits- und Maschinenlaufzeit sowie von der Rate des technischen Fortschritts und vom Strukturwandel ab.
 
Das Produktionspotenzial als fiktive Größe kann nur näherungsweise berechnet werden. Probleme ergeben sich v. a. daraus, dass man abschätzen muss, welchen Beitrag die nicht genutzten Produktionsfaktoren leisten würden, wenn man sie in den Produktionsprozess einbezöge. Deshalb beschränken sich empirische Berechnungen des Produktionspotenzials häufig auf die Schätzung der Kapazitätsreserven, die aus dem vorhandenen Sachkapital bei Normalauslastung und unveränderten Faktorproportionen folgen. Eine weitergehende Ausschöpfung bestehender Arbeitskraftreserven wird nicht in die Berechnung einbezogen. So geht z. B. der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) vor. Die Deutsche Bundesbank bezieht dagegen auch die Arbeitskraftreserven ein. Nach dem SVR setzt sich das Produktionspotenzial zusammen aus der potenziellen Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors (berechnet als Produkt aus jahresdurchschnittlichen Bruttoanlagevermögen und potenzieller Kapitalproduktivität) sowie den Beiträgen des Staates, der privaten Haushalte, der Wohnungsvermietung, des Agrarsektors und der Organisationen ohne Erwerbscharakter zur realen Bruttowertschöpfung. Die Deutsche Bundesbank definiert das Produktionspotenzial als diejenige gesamtwirtschaftliche Produktionsleistung, die mit den verfügbaren Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital sowie dem Energieeinsatz unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts bei normaler Nutzung erbracht werden kann.
 
Ein Vergleich des Produktionspotenzials mit der tatsächlich erzeugten Gütermenge (Bruttoinlandsprodukt oder -sozialprodukt als gesamtwirtschaftliches Angebot) lässt erkennen, inwieweit die Produktionskapazitäten vollständig oder nur zum Teil ausgelastet sind, und gibt damit Aufschluss über die konjunkturelle Situation eines Landes (Konjunktur). Der Deutschen Bundesbank dient das Produktionspotenzial als Grundlage für die Berechnung des Geldmengenziels, dem SVR als Grundlage für die Berechnung des konjunkturneutralen Haushalts. Das Produktionspotenzial ist somit eine Orientierungshilfe bei der Planung von Maßnahmen im Sinne einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik oder einer keynesianischen Fiskalpolitik.

Universal-Lexikon. 2012.

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